Der Zwischenspurt


2004 – West Highland Way – Der Zwischenspurt

Die schottischen Lowlands, manchmal kann man diese auch anders verstehen. Der West Highland Way kreuzt an dieser Stelle die Eisenbahnlinie und zwar auf einen alten Viehtrieb, das bedeutet für die größeren Wanderer bitte nach vorne beugen. Ich hatte das wahnsinnige Glück, dass selbst dies nicht reichte. Ich blieb mit meinem Rucksack auf dem Rücken stecken und musste auch noch in die Hocke gehen, um den Engpass zu passieren. Aber ansonsten kann man dem Wanderführer auf dieser Etappe ohne weiteres trauen. Es geht zwar hin und wieder sachte Bergauf – ab, es als anstrengend zu bezeichnen wäre jedoch drastisch übertrieben.

Wenn man alleine wandert stellt sich einen immer die Frage, wie und wo kann man ein Foto von sich machen. Insbesondere wenn die Freundin zu Hause so ein Foto fordert. Zwar gibt es auf diesem Wanderweg viele Wanderer, wenn man aber nicht gerade in Truppen startet, verlieren sich diese Gruppen in der Einsamkeit. Also kann man nur auf einen festen Platz für die Kamera hoffen und den Selbstauslöser benutzen.

Ihr kennt doch den Spruch, es gibt Tage, an denen wäre man besser im Bett geblieben. Als ich dieses Foto machte, musste ich mich an diesen Spruch erinnern. Nicht nur, dass ich mich tags davor verlaufen hatte (der Abstecher), lief der heutige Tag auch nicht rund. Ich hatte mir vorgenommen, ca. 20 km zu laufen, hatte daher den ersten möglichen Zeltplatz links liegen gelassen und steuerte die zweite Möglichkeit an. Dieser war jedoch auf Grund der frühen Jahreszeit geschlossen, den zweiten Zeltplatz im Ort hatte ich übersehen, wie sich später herausstellte, so dass ich mich selbst dazu überredete, statt zurück, nur vorwärts zu gehen – so dass ich am diesen Tag ca. 30 km wanderte. Hier sind es noch ca. 7 km….

Was macht man, wenn die Lebensmittel zur Neige gehen, die Übernachtungsmöglichkeit eingeschränkt und die Füße schmerzen, geht man weiter oder nimmt man den Bus oder den Zug. Ich entschied mich nach dem Motto „Entweder ganz oder gar nicht“ für den harten Weg. Die ersten Kilometer bis zur Viktoria Bridge waren schnell vollbracht auch wenn es wieder bergauf- bergab ging.

Der Wanderführer hatte mich gewarnt – seit der Viktoria Bridge ging es stetig bergauf, am Anfang merkte man die Steigung kaum, denn Sie war sehr leicht. Aber es gab ein Problem. Der Wanderweg besteht aus einer alten Militärstraße und sie als Wohltat für die Füße zu beschreiben, kann man nicht gerade behaupten. Mit der Zeit versuchte man nur noch seine Füße vor den runden oder scharfen Steinen in Sicherheit zu bringen. Bei diesem Foto hatte man die erste Ebene erreicht.

Gleicher Ort, anderer Blickwinkel – es war mal wieder Zeit für eine Pause und mit Glück kamen zwei Frauen vorbei, die zum einen dieses Foto machten, zum anderen meinen Armen Bauch pflegten, indem Sie mir Obst und Schokolade spendierten.

Das Ziel dieser Etappe kam immer näher, jedoch ging es dennoch immer weiter bergauf. Nein, nicht auf diese Berge – die sind nur als Paradebeispiel für die Schönheit der schottischen Natur erfasst worden. PS – Auch wenn es auf den letzten Bildern fast ständig so ausgesehen hat, seitdem Christian und Esther abgeflogen sind, hat es während der Wanderungen nicht mehr geregnet.

Der Pass ist fast erreicht, es sind nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel. Der Wildcampingplatz beim Kingshouse Hotel. Es wurde daher Zeit einen Blick zurück zu werfen um sich zu verinnerlichen, welche Strapaze dieser Weg bedeutet auch wenn dieser hier eigentlich nur aus einer dauernden sachten Steigung besteht, die jedoch leider zum Pass hin noch einmal steiler wurde.

Kingshouse Hotel, das Ziel ist erreicht, die letzten Meter sind jedoch die schwersten. Weder die Füße noch die Beine wollen weiter. Aber man schafft es doch irgendwie. Baut sein Zelt auf, erhält frisches Wasser vom Hotel – aus dem Fluss sollte man nicht ohne weiteres trinken, da der Wildcampingplatz keine Toiletten kennt – oder bestellt sich dort sein Essen. Ich kann euch jedoch nur raten, eure Erwartungen auf das Essen nicht zu hoch anzusetzen, eine in der Mikrowelle aufgewärmte Lasagne aus dem Supermarkt für einen unverschämten Preis, dass war mein Essen und der Wirt war noch so unverschämt, nach der Bestellung den Preis für das Essen nach oben zu korrigieren. Aber diskutiert man nach so einer Wanderung noch?